Osteopathie

Andrew Taylor

Information über die Osteopathie

Diese Information soll Sie über die Osteopathie, ihre Chancen und Möglichkeiten für die Behebung von körperlichen Beschwerden aufklären und vielleicht einige Ihrer Fragen beantworten. Sollten weitere Fragen auftauchen, beantworte ich sie gern.

 

Wir lehren Euch Anatomie in allen ihren Teilen, auf dass ihr in der Lage seid, jederzeit ein lebendiges Bild vor euch zu haben und alle Gelenke, Bänder, Muskeln, Drüsen, Arterien, Venen, Lymphbahnen oberflächliche und tiefe Faszien und alle Organe vor euch seht, wie sie ernährt werden, was sie zu tun haben und was im Falle passiert, dass ein Teil nicht richtig und zum richtigen Zeitpunkt funktioniert. Ich fühle mich frei, meinen Studenten zu sagen: „behaltet das Bild des normalen Körpers aller Zeit in eurem Geiste, während ihr den Kranken behandelt.“

 

Andrew Taylor Still (1828-1917)

F?

Was ist die Osteopathie?

A.

Osteopathie ist ein manuelles, ganzheitliches, medizinisches Untersuchungs- und Behandlungsverfahren, bei dem der Osteopath ausschließlich mit den Händen arbeitet.

Die Osteopathie ist eine die Schulmedizin sinnvoll ergänzende Form der Medizin. Immer mehr Fachärzte arbeiten mit Osteopathen zusammen.

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Woher kommt die Osteopathie?

A.

Ostepathie Julia BöckerDie Osteopathie geht zurück auf Andrew Taylor Still (1828-1917).

Seine ursprüngliche Idee war die Normalisierung aller Gewebe, welche durch ihre komprimierende Krafteinwirkung zu einer „ Abweichung in den Knochen“ führen. Still dachte an den Knochen als Ausgangspunkt pathologischer Syndrome (Krankheitsbildern) und wählte so den Namen für sein Therapiekonzept: griechisch Osteo = Knochen, Pathos=Leiden.

Er begann daher mit der Forschung am Knochen und konzentrierte sich zunächst auf die „Normalisierung“ des menschlichen Skelettes.

Still sah dann später, dass nicht nur die Knochen, sondern auch das Gewebe zwischen den Organen, also Sehnen, Bänder, Faszien und Muskeln durch eingeschränkte Beweglichkeit für Dysfunktionen (Funktionsstörungen) verantwortlich sein können, und erweiterte folgerichtig seinen Behandlungsansatz mit dem Ziel, die Harmonie des gesamten Organismus wieder herzustellen und seine Selbstheilungskräfte zu unterstützen.

F?

Welches sind die Prinzipien der Osteopathie?

A.

Still beschrieb drei wichtige Grundmerkmale, die bis heute die Eckpfeiler der Osteopathie darstellen:

  1. Struktur und Funktion
    Unser Körper besteht aus Knochen, Muskeln, Sehnen und Organen, die einzeln und gesamtheitlich Strukturen darstellen. Ein Knochen beispielsweise ist eine harte Struktur, gibt dem Körper Halt, sorgt für Festigkeit und schützt vor Druck- oder Zugbelastung. Ein Muskel hingegen kann sich zusammenziehen oder dehnen. Es ist also jeweils die Funktion, die eine Struktur zu dem macht, was sie ist. Ändert sich die Funktion, dann ändert sich auch die Struktur. So wächst ein Knochen unter fortwährender Druck- und Zugbelastung, ebenso ein Muskel. Unbenutzte Knochen oder Muskeln werden schwach und verkümmern. Gleiches gilt für alle anderen Strukturen des Körpers: ein Mehr an Funktion führt in der Regel zu einem Mehr an Struktur und umgekehrt. Für die Osteopathie zeigen sich Funktionsstörungen als beeinträchtigte Bewegungen einer Struktur. Durch Überprüfung der Bewegungen lassen sich Funktionsstörungen feststellen und behandeln.
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  2. Untrennbare Einheit
    Die Strukturen unseres Körpers hängen alle miteinander direkt oder indirekt zusammen. Die Verbindung stellen die Faszien her, dünne Bindegewebshüllen, die jede Struktur umgeben und gemeinsam eine große Körperfaszie bilden. Für die Osteopathie führen die Faszien von einer Körperstruktur zur nächsten. Sie verbinden auch solche Strukturen, die funktionell nichts miteinander zu tun haben. Sie ermöglichen die Behandlung des Patienten in seiner Gesamtheit, denn die Ursachen von Beschwerden liegen häufig in anderen Körperregionen.
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  3. Selbstheilungskräfte
    Gesundheit ist kein zu erreichendes Ziel, sondern eine Art Gleichgewicht, das unser Körper halten will. Das ist oft nicht einfach, denn er ist ständig inneren und äußeren Einflüssen ausgesetzt, die ihn aus diesem Gleichgewicht bringen. Solange der Körper sein Gleichgewicht halten kann, sprechen wir von Gesundheit. Geht dieses Gleichgewicht verloren, dann erkranken wir. Doch auch dann gibt unser Körper nicht auf, sondern versucht, wieder gesund zu werden, also ein neues Gleichgewicht herzustellen. Die Fähigkeit unseres Körpers, Gesundheit zu halten oder - bei Erkrankung wiederzuerlangen, verdanken wir seinen Selbstheilungskräften. Für die Osteopathie sind Ursachen für viele Beschwerden oder Erkrankungen, dass eine Bewegungseinschränkung eine Struktur daran hindert, richtig zu funktionieren. Eine solche Funktionsstörung kann früher oder später sogar die Struktur schädigen. Die Osteopathie wird also immer versuchen, Bewegungseinschränkungen zu lösen. Damit werden die Selbstheilungskräfte unterstützt, damit sie voll wirken können. Heilen kann sich unser Körper nur selbst. Die ursächlichen Faktoren von Beschwerden zu entdecken und zu beseitigen oder zumindest abzuschwächen, ist eine Wirkung der richtig angewandten Osteopathie. Dazu gehören unter anderem:
    • Herstellen freier Beweglichkeit der Gelenke und Faszien
    • Ausgleichen des autonomen Nervensystems
    • Harmonisieren der Körperstatik
    • Lösen von viszeralen Störungen
    • Erreichen psycho-emotionaler Entspannung und Erleichterung

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    Die moderne Osteopathie kennt grundsätzlich drei Gebiete, zwischen denen durchaus auch Abhängigkeiten existieren:

    • Parietal = Funktion und Beweglichkeit der Gelenke betreffend (verwandte Techniken finden sich auch in der manuellen Therapie und Chirotherapie)
    • Viszeral = Organbeweglichkeit betreffend
    • Kraniosakrale = Mobilität der Schädelknochen betreffend

F?

Was macht der Osteopath?

A.

Die Behandlung beginnt immer mit einem Gespräch. Der Osteopath erkundigt sich nicht nur nach den Beschwerden, sondern auch nach der medizinischen Vorgeschichte und eventuellen anderen medizinischen Behandlungen. Danach erstellt der Osteopath eine klinische Bilanz. Nach manueller Untersuchung und Berücksichtigung anderer relevanter Daten, wie z. B. Röntgenaufnahmen, wird entschieden, ob eine Behandlung erfolgen kann oder nicht. Wenn nicht, wird an den Hausarzt verwiesen.

Ausgebildete Osteopathen greifen auf umfassendes praktisches Wissen im Bereich Anatomie, Physiologie, Neurologie und Pathologie zurück. Der Osteopath verschafft sich einen Überblick über alle Blockaden und Bewegungseinschränkungen im Körper. Beim Forschen nach den Ursachen der Beschwerden, dem Ursprung der Belastung im menschlichen Körper, stehen eine Strukturstörung und die daraus resultierende Fehlfunktion im Vordergrund. Diese sogenannte somatische Dysfunktion gilt es aufzuspüren und zu beheben.

Die Behandlung selbst basiert einzig und allein auf sanften manuellen Techniken. Der Osteopath hilft damit der Struktur, zu ihren ursprünglichen Bewegungen zurückzufinden. Dabei wird der Patient/die Patientin ganzheitlich erfasst und respektiert. Der Osteopath behandelt niemals einzelne Beschwerden oder Krankheiten, sondern immer den Patienten in seiner Gesamtheit. Der Osteopath heilt nicht, sondern regt den Körper zur Selbstheilung an. Zu diesem Zweck werden Blockaden und Bewegungseinschränkungen gelöst, die einer Genesung im Wege stehen.

Der Osteopath verschreibt niemals Medikamente und verwendet keine invasiven Techniken (Spritzen, chirurgische Eingriffe etc.).
Nach der Behandlung braucht der Körper eine gewisse Zeit, um auf die Behandlungstechniken zu reagieren. Meist wird zwischen den Behandlungen mindestens eine Woche gewartet.

Osteopathie

F?

Werden die Kosten erstattet?

A.

Viele Krankenkassen erstatten die Kosten anteilig als freiwillige Zusatzleistung. Bitte erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse.

F?

Wie steht die Osteopathie zu anderen Heilmethoden?

A.

Schulmedizin

Durch modernste Technik fällt es der Schulmedizin immer leichter, strukturelle Leiden und Krankheiten zu diagnostizieren und zu behandeln. Die moderne Osteopathie konzentriert sich auf die Funktionalität des menschlichen Körpers und schneidet deshalb bei Patienten sehr gut ab, bei denen die Ursache für die Beschwerden unklar ist oder bei denen die klassischen Mittel sich als unzureichend erweisen. Osteopathie und Schulmedizin ergänzen sich deshalb.

Chiropraktik

Die Chiropraktik entstand aus der Osteopathie, konzentriert sich aber im Gegensatz zur Osteopathie, die auch Bindegewebe und innere Organe in ihre Therapie einbezieht, auf Skelett und Wirbelsäule. Während die Osteopathie überwiegend mit sanfter Mobilisation arbeitet, um die Selbstheilungskraft des Körpers zu unterstützen, nutzen Chiropraktiker in ihrer Therapie eher Manipulationstechniken, wie kurze, starke Impulse auf gestörte Gelenke.

Physiotherapie

Physiotherapie ist die örtliche Behandlung mit Heilmitteln unterschiedlicher Art mit dem Ziel, die Gesundheit wieder herzustellen. Dabei werden neben manuellen Techniken auch chemische oder physikalische Reize, wie Wärme, Kälte, Druck, Strahlung, Elektrizität usw. eingesetzt. Dagegen verfolgt die Osteopathie ein eigenes, ganzheitliches Konzept zur Wiederherstellung von Beweglichkeitsverlusten im menschlichen Körper. Sie verzichtet dabei auf Hilfsmittel und invasive Techniken. Der Osteopath diagnostiziert und therapiert ausschließlich mit speziellen manuellen osteopathischen Techniken.

Manuelle Therapie

Die manuelle Therapie dient zur Behandlung von Funktionsstörungen des Bewegungsapparats (Gelenke, Muskeln und Nerven). Sie ist der von Physiotherapeuten und Masseuren mit einer speziellen Weiterbildung durchgeführte Teil der (von Ärzten ausgeübten) Manuellen Medizin. Sie beinhaltet Untersuchung und Behandlungstechniken.